Die Bibel beginnt mit der Geschichte von Adam und Eva. Aber wie ist das zu verstehen? Hat es die beiden tatsächlich gegeben? Wie weit können wir die Bibel ernst nehmen? Widerspricht sie da nicht der Wissenschaft? Konkret geht es um die Frage der Schöpfung. Steckt Gott dahinter oder die Evolution?

Die Antwort gleich vorweg: Der Glaube an Gott und an das, was in der Bibel steht, steht nicht im Widerspruch zur Wissenschaft. Wir müssen uns zuerst die Frage stellen, was „Schöpfung“ bedeutet. Das meint letztlich, etwas vom Nichts ins Dasein rufen. Also, etwas ist noch nicht da, und plötzlich ist dieses Ding da. Das wird im ersten Kapitel der Bibel, der Genesis, beschrieben.

Schöpfung bedeutet, etwas vom Nichts ins Dasein rufen.

Gott sprach, es werde Licht. Und plötzlich war es Licht. Beim Menschen muss es auch einmal einen Anfang gegeben haben. Das ist nicht nur theo-logisch sondern auch wissenschaftlich logisch. Wir wissen, dass der Mensch nicht schon immer da war. Und irgendwann war der Mensch da. Das heißt, irgendwann muss es begonnen haben. Wenn jeder Mensch von seinen beiden Eltern kommt, dann stellt sich die Frage, woher die ganz ersten Eltern stammen?

Für unseren Glauben ist das eigentlich ziemlich irrelevant, ob das durch eine Evolution passiert ist, oder in sieben Tagen. Das Bedeutsame ist vielmehr, dass Gott dahintersteckt. Auch wenn der erste Mensch im Bauch eines Affen gewesen sein sollte, muss diesen einen Punkt gegeben haben, wo der Mensch eine Seele bekommen hat. Das geistige Leben. Dieser Sprung vom Tier zum Mensch lässt sich logisch nicht erklären, ohne dass Gott hier direkt eingreift.

Es geht um die tiefe Wahrheit, woher wir kommen, letztlich wer wir als Menschen sind.

Ob das jetzt am Anfang genau nur ein Mensch war oder gleich mehrere, das beantwortet die Bibel gar nicht. Und auch die Kirche hat sich da nie festgelegt. Die Schöpfungsgeschichte in der Bibel ist in einer mythischen Sprache geschrieben. Das bedeutet, dass es nicht um ein wortwörtliches Verständnis geht, sondern um eine tiefere Wahrheit dahinter. Es geht um die Frage, warum die Dinge so verlaufen sind. Nicht wie. Es geht um die tiefe Wahrheit, woher wir kommen, letztlich wer wir als Menschen sind.

Interessant sind auch die Namen, Adam und Eva. Eva bedeutet Leben. Und Adam leitet sich vom Wort „Erdboden“ ab, also, der von der Erde stammt. Das ist auch schon ein Hinweis, dass es um den Menschen allgemein geht, und nicht nur um zwei einzelne Personen. Ob die beiden in einem Bauch waren, ob sie einen Nabel hatten oder nicht, das können vielleicht mal Wissenschaftler herausfinden.

Für uns ist die Frage viel wichtiger zu verstehen, wer wir als Menschen sind. Dass ich nicht zufällig auf diese Erde geworfen bin, sondern dass ich gewollt und zum Leben mit Gott berufen bin. Zwar ist unsere Welt zwar von Sünde geprägt, aber es gibt einen ursprünglichen Plan und es gibt Erlösung. Gott überlässt uns nicht seinem Schicksal. Es gibt immer ein Happy End.

Text Pater Johannes-Elias (Prior der St. Johannes Gemeinschaft in Marchegg)