Erforsche mit uns faszinierende Details in der Bibel

Text Jonas Kislich

„Sie sollen eins sein in meiner Hand.“ Ezechiel 37,17

Im Studium habe ich gelernt, die gesamte Heilige Schrift im Licht des Kreuzes zu lesen. An vielen Beispielen haben wir gesehen, dass eine scheinbar unverständliche Stelle Sinn macht, wenn man sie auf den Kreuzestod Jesu bezieht. Die Prophezeiung in Ezechiel 37,15ff ist ein gutes Beispiel dafür:

„Du, Menschensohn, nimm dir ein Holz und schreib darauf: Juda und die mit ihm verbündeten Israeliten! Dann nimm dir ein anderes Holz und schreib darauf: Josef, Holz Efraims, und das ganze mit ihm verbündete Haus Israel! Dann füge sie dir, eins zum anderen, zu einem einzigen Holz zusammen, sodass sie eins werden in deiner Hand!“

Der historische Hintergrund

Der Prophet schreibt im 6. Jahrhundert vor Christus als einer der nach Babylon verschleppten Israeliten. Seit fast vierhundert Jahren ist sein Volk in Nord- und Südreich getrennt, ähnlich wie unsere Kirche seit fünfhundert Jahren in evangelisch und katholisch gespalten ist. Das Nordreich war Josef und die mit ihm verbündeten Israeliten und das Südreich waren die Stämme Juda und Benjamin.

Die prophetische Handlung

Gott trägt Ezechiel auf, er solle zwei Hölzer, die für die zwei Reiche stehen, in seiner Hand vereinen.

„Und wenn die Söhne deines Volkes dich fragen: Willst du uns nicht erklären, was du da tust?, dann antworte ihnen: So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich, ja ich nehme das Holz Josefs […] und gebe es auf das Holz Judas. Ich mache sie zu einem einzigen Holz und sie werden eins in meiner Hand.“

Was der Prophet tut, soll die Menschen zum Nachfragen bringen. Und Gott erklärt: Das, was der Prophet als Symbolhandlung tut, ist ein Bild für Gottes Handeln. Dann wird Gottes Plan für sein wiedervereintes Volk dargelegt:

„Ich mache sie in meinem Land, auf den Bergen Israels, zu einem einzigen Volk. Sie sollen alle einen einzigen König haben. […] Ich befreie sie von aller Sünde, die sie in ihrer Untreue begangen haben, und ich mache sie rein. Dann werden sie mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein. Mein Knecht David wird König über sie sein und sie werden alle einen einzigen Hirten haben. […] Ich schließe mit ihnen einen Friedensbund; es soll ein ewiger Bund sein. Ich werde mitten unter ihnen auf ewig mein Heiligtum errichten und bei ihnen wird meine Wohnung sein.“

Die Erfüllung

Wenn wir nun im Glauben diesen Text auf das Kreuz beziehen, dann verstehen wir einerseits die Prophezeiung und andererseits auch das, was Jesus am Kreuz für uns bewirkt hat.

Die zwei zusammengefügten Hölzer, die wir anblicken sollen und die uns zum Nachfragen bringen sollen, sind das Kreuz Christi. Die zwei getrennten Reiche, die Gott vereinen will, sind immer die zwei, die nach Gottes Ordnung zusammengehören, aber im Streit miteinander sind: zwei Ehepartner, zwei christliche Konfessionen oder Körper und Seele, letztlich auch Gott und Mensch…

Jesus, der Sohn Davids, der Menschensohn, ist der einzige König, unser Hirte. Er hat beim letzten Abendmahl und durch seinen Tod am Kreuz den neuen Bund gestiftet, durch den wir alle zu Gottes Volk werden. Durch den Heiligen Geist ist das Gottesvolk Tempel Gottes geworden, sein Heiligtum, das für immer mitten unter uns besteht.

Diese Interpretation bestätigt der heilige Paulus im Epheserbrief:

„Jetzt aber seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. […] Er vereinigte die beiden Teile und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz samt seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in seiner Person zu dem einen neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und uns, den Nahen. Durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater. Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut“ (Eph 2,13ff).