Was ist deine tiefste Sehnsucht?

Wir sind noch immer am Beginn im Katechismus. Diesmal bei Punkt 27. Es ist das erste Kapitel und dieses beginnt mit dem Satz:

„Das Verlangen nach Gott ist dem Menschen ins Herz geschrieben.“

Das ist eine starke Aussage. Aber genau das lernen wir aus der Theologie des Leibes, dass wir Gott in unserer ganz konkreten Erfahrung als Menschen entdecken können. Also, unser Leib, unser Herz, unser Menschsein – wenn wir das genau anschauen, dann entdecken wir Gott.

Wenn das stimmt, dann muss das eigentlich für jeden erkennbar sein. Also auch für mich und für dich. Wenn du nun so in dein Herz schaust, was findest du da? Was kannst du da lesen?

Vielleicht kommt’s dir auch manchmal so vor, als würde es hier einfach nur toben. So viele Dinge, die uns hin- und herreißen. Wir suchen nach etwas, was uns füllt. Unser Herz scheint oft wie ein Loch, das alles aufnimmt, aber doch nie gefüllt wird. Wir haben diese Sehnsucht, und wissen doch nie so richtig, wie wir sie stillen können.

Verlangen. Sehnsucht. Oh ja. Das kennen wir. Das kann ich in meinem Herzen lesen.

Wonach sehnen wir uns? Handy? Geld? Dopamin? Wie kommt es aber, dass diese Dinge, so gut und schön sie auch sind, dieses Loch im Herzen nie so ganz füllen können? Kann es sein, dass endliche Dinge uns nie ganz zufrieden machen können, weil wir eigentlich fürs Unendliche geschaffen sind?

Im Katechismus heißt es weiter:

„Denn der Mensch ist von Gott und für Gott erschaffen.“

Wenn diese Sache mit Gott tatsächlich stimmt, wenn wir nicht aus purem Zufall da sind, also, wenn es wirklich einen Gott gibt, der uns erschaffen hat, dann macht das Sinn, dass diese unerklärliche Sehnsucht in unserem Herzen auf diesen Gott hinzeigt.

„Gott hört nie auf, den Menschen an sich zu ziehen. Nur in Gott wird der Mensch die Wahrheit und das Glück finden, wonach er unablässig sucht.“

Unser Herz ist manchmal wie ein altes Radiogerät. Kennst du das noch? Das rauscht so lange, bis man den richtigen Sender eingestellt hat. Der Katechismus zitiert in Punkt 30 das bekannte Zitat von Augustinus:

„Du hast uns auf dich hin geschaffen, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruht in dir.“

Warum zieht uns Gott aber dann gefühlsmäßig oft so wenig an? Kirche, Glauben, Gott haben leider oft so einen öden, langweiligen Beigeschmack. Der Katechismus zählt in Punkt 29 auch einige Gründe dafür auf, wie etwa das „schlechte Beispiel der Gläubigen“. Wir haben heute leider oft so eine falsche Vorstellung von Glauben. Denn eigentlich geht’s um die „innigste Verbindung mit Gott“.

„Ein besonderer Grund für die menschliche Würde liegt in der Berufung des Menschen zur Gemeinschaft mit Gott“ (KKK 27).

Was heißt Gemeinschaft oder innigste Verbindung mit Gott? Die innigste Gemeinschaft, die wir kennen, ist doch die Verbindung zwischen Mann und Frau. Ist nicht die Sehnsucht nach Liebe, die größte Sehnsucht von allen? Und da kommt wieder die Theologie des Leibes ins Spiel: Diese Verbindung zwischen Mann und Frau wurde von Gott so geschaffen, um ein ganz kleines bisschen von dem zu erkennen, was es heißt, in Gemeinschaft mit Gott selbst zu leben. Gott, also die Unendlichkeit selbst, will in mein Herz eintreten! Öd ist dann was anderes.