In seinem Buch „Eden Culture“ hat Dr. Johannes Hartl, Theologe und Leiter des Gebetshauses in Augsburg, die Frage aufgegriffen, wie wir als Menschen den Herausforderungen der heutigen Welt begegnen können. Wir haben ihn für ein Interview getroffen und ihn gefragt, wie man heute noch Hoffnung auf eine positive Zukunft haben kann.

Interview Michi Cech

Michi Cech: Eine Jugendliche hat mir mal gesagt, wie wir es uns überhaupt noch leisten können, über etwas anderes zu reden als über den Klimawandel, wenn die Welt einem Ende zugeht? Mit „Eden Culture“ gibst du einen anderen Blick auf dieses Thema. Was sagst du, warum sollten wir noch Hoffnung haben?

Johannes Hartl: Also, ich denke, depressiv werden darfst du von mir aus mit 70. Aber 14-, 15-, 16-jährige junge Leute sollen keine Angst vor der Zukunft haben, sondern ihren Hintern hochkriegen und die Zukunft positiv prägen. Und egal, was für Herausforderungen auf uns zukommen, sei es Klimawandel oder sonst irgendwas, werden wir Leute brauchen, die innovative Ideen haben. Deswegen, wenn man so dystopisches Zeug hört, dass die Welt in einer Katastrophe endet, sollte man dieses Zeug nicht glauben. Das ist nicht die ganze Wahrheit, das ist ein Teil der Wahrheit, aber es geht darum, die Welt zu verändern.

Michi Cech: Wie könnte das konkret ausschauen? Was kann man als Jugendlicher konkret tun?

Johannes Hartl: Also, erstmal diese Lügen nicht glauben und zweitens sich überlegen, welchen positiven Gegentrend ich denn in der Gesellschaft setzen könnte. Denkst du, ich bin 14, ich bin 16? Keine Ahnung? Ja, okay. Aber irgendwelche Talente sind in dich reingelegt worden. Entwickle deine eigenen Stärken, entwickle deine eigene Vision.

Michi Cech: Du hast ein Buch geschrieben mit dem Titel „Eden Culture“. Was ist da deine Vision?

Johannes Hartl: Wenn die ganzen Filme der Gegenwart Recht haben, dann laufen wir auf eine Zukunft zu, wo die Maschinen uns beherrschen oder die ultimative ökologische Katastrophe droht. Ich glaube, das ist eine viel zu schlechte Story. Ich will eine bessere Story erzählen. Ich glaube, dass wir in Zeiten leben, die wir gestalten können, die positiv sein können, und wir brauchen ein positives Menschenbild. Letztendlich ist es das Menschenbild, dass wir als Ebenbild Gottes erschaffen sind, dass wir nicht Opfer der Geschichte sind, sondern was gestalten können und Mut und Zuversicht brauchen.

Michi Cech: Was kann ich mir da gerade als Teenager aus dieser Idee rausnehmen?

Johannes Hartl: Ich würde einem Jugendlichen sagen: Finde deinen eigenen Lebensstil, pass dich nicht an alles an, was dir von außen vorgegeben wird. Und dann spreche ich immer von diesen drei Sachen: Sinn, Verbundenheit und Schönheit. Zum Beispiel Verbundenheit: Wer sind Leute, die dir gut tun? Verbinde dich mit Leuten, die dir gut tun, und häng nicht allein nur an einem bescheuerten Handy, sondern geh hinaus in die echte Welt, hab echte Beziehungen! Allein vereinsamst du. Oder Sinn: Bilde dir deine eigene Antwort auf die großen Sinnfragen des Lebens. Glaub nicht alles, was die Leute sagen, fang selber an zu denken und lebe nach dem, was du für sinnvoll erachtest.

Michi Cech: Auf der Website zu „Eden Culture“ habt sozusagen 13 Thesen verfasst, und die klingen ganz cool. Wie könnte man das schaffen, die auch umzusetzen?

Johannes Hartl: Jeder kann an irgendeiner Stelle anfangen. Eine These ist zum Beispiel: „Debattenkultur statt Meinungsblasen“. Das heißt, wir müssen uns anfreunden mit Leuten, die anders denken als wir selber, und mit denen debattieren und nicht stehenbleiben bei dem, zu sagen, das ist vielleicht für dich so, für mich ist es anders. Ne, lass uns diskutieren: Warum ist es für dich so? Was ist wirklich wahr? Und lass uns darüber argumentieren. So kann jeder an irgendeiner Stelle anfangen, wo er oder sie steht.

Michi Cech: Und hast du noch eine von diesen Thesen, die dir besonders am Herzen liegt?

Johannes Hartl: Ja. Sinn ist wichtiger als Glück.

Michi Cech: Was meinst du damit?

Johannes Hartl: Wenn du glücklich werden willst, bist du wie der, der cool werden will. Je mehr du es versuchst, desto weniger wirst du es. Glücklich werden wir, wenn wir das Gute tun, das Richtige tun. Dann hast du eine Selbstachtung, und andere werden dich auch achten, nicht weil du einfach Gucci Sneaker anhast oder eine dicke Uhr oder weil du die beste Oberweite hast. Hier gewinnst du vielleicht oberflächlich, bist fame, aber langfristig bekommst du Achtung von anderen und auch Selbstachtung, wenn du weißt, ich tu das Richtige und ich stehe zu meinen Werten. Und das macht dich langfristig auch glücklich.

Michi Cech: Wie siehst du diese Idee von „Eden Culture“ jetzt speziell für gläubige Jugendliche?

Johannes Hartl: Christen haben den besten Grund der Welt überhaupt, die Welt positiv zu gestalten. Oft fehlt uns aber ein bisschen so der Mut. Wir denken, die Leute gehen heute nicht mehr in die Kirche und deswegen ziehe ich mich lieber in mein gläubiges Ghetto zurück. Wir müssen aber genau das Gegenteil tun, uns nicht verschämt entschuldigen für das, was sind, und auch nicht den Leuten nur fromme Sprüche um die Ohren hauen. Um das geht es nicht. Wir sagen, wir haben einen Beitrag zu leisten in dieser Welt, ohne dass ich mich für das schäme, was ich glaube, und für das, wer ich bin.

Buch

In seinem Buch „Eden Culture“ teilt Johannes Hartl seine Gedanken, was wir als Menschen für eine positive Zukunft brauchen.

Erhältlich im YOU! Bookstore.