Mit Gott reden – also beten – ist eigentlich, in Beziehung treten mit jemandem. Das ist also etwas ganz Persönliches zwischen mir und Gott. Darum gibt es vielleicht keine allgemeine Antwort, die für jeden gleich ist. Aber zuerst muss ich überhaupt einmal glauben. Ich sehe Gott ja nicht. Ich muss sagen: „Ich glaube, dass du jetzt da bist.“ Sonst wäre es ziemlich schizophren, wenn ich mit jemandem spreche, der nicht da ist. Aber ich glaube, dass das, was ich sage, bei jemanden ankommt. Und wenn ich mir nicht so sicher bin, kann ich es ja einfach mal probieren und schauen, ob es etwas mit mir macht, ob sich etwas verändert. Wenn es Gott gibt und er mit mir in Beziehung treten will, dann muss ich das ja irgendwie merken, auch wenn ich ihn nicht sehe. Und das ist wichtig zu beobachten. Gibt es einen Unterschied? Vielleicht muss man das erst ein bisschen lernen, in sich das wahrzunehmen, was es mit mir macht. Es ist ja für uns nicht so leicht, wirklich einmal still zu werden und in sein Herz zu hören.

Dann stellt sich natürlich die Frage, was ich mir erwarte. Was will ich? Was erhoffe ich mir? Will ich, dass Gott mir Fragen beantwortet? Dass er mir sagt, was ich tun soll? So wie bei einem Konsumobjekt, wo ich Geld reinwerfe, und unten bekomm ich das heraus, was ich möchte? Vergleichen wir es mit einer Freundschaft. Da geht es auch nicht immer nur darum, dass einer vom anderen etwas bekommt.

Zuerst ist es also wichtig, dass ich darauf vertraue, dass Gott mich wirklich hört. Und dann gebe ich ihm die Freiheit, so zu antworten, wie er will. Muss Gott eigentlich immer antworten? Vielleicht geht es Gott nicht immer darum, uns eine Antwort zu geben. Mit einem Freund rede ich ja – hoffentlich – auch nicht die ganze Zeit. Es geht eigentlich mehr um das „Ich bin mit dem anderen“. Ich bin in der Gegenwart vom anderen. Da wächst auch etwas. Natürlich, durchs miteinander Reden lernt man den anderen kennen. Aber das ist ja nicht alles. Ich glaube, das ist ein Teil seiner Antwort, dass er einfach will, dass wir entdecken, dass es sehr groß ist, einfach bei ihm zu sein. Wie mit einem guten Freund. Einfach in seiner Gegenwart sein.

Oft erwarten wir uns so eine klare Antwort, zum Beispiel wenn ich ein Bibelwort ziehe, dass da genau steht, was ich tun soll. Das passiert manchmal, aber letztlich möchte Gott immer, dass ich mich selbst entscheide.

Gott ist eben so anders, als wir oft denken. Das Größte, mit dem uns Gott uns geschaffen hat, ist unsere Freiheit, die Möglichkeit uns frei zu entscheiden. Die Liebe lässt immer frei. Wenn mir jemand die ganze Zeit sagt, was ich tun soll, dann haben wir das normalerweise gar nicht gern. Deswegen antwortet Gott oft nicht so klar. Gott kann und will nicht an meiner Stelle die Entscheidung treffen. Seine Art ist vielmehr, dass er mir hilft, selbst zu erkennen, was ich tun soll, was ich eigentlich will, was meine eigentliche Sehnsucht ist. An der Oberfläche habe ich halt noch viele Wünsche und Dinge, die mir den Blick verstellen auf das, was eigentlich in mir steckt. Darum muss ich still werden und in die Tiefe gehen.

Ich würde beten also eher als Dasein mit Gott verstehen. Wissen, dass Gott gerade da ist und mich hört. Und Gott wird mir in diesem Dasein eine Antwort geben. Etwa indem er mir einen inneren Frieden gibt oder dass ich einen klareren Blick habe, wie ich mich entscheiden soll. Gott will mich nicht wie ein kleines Kind behandeln, sondern echt wie einen Freund. Manchmal wird er mir deutlich etwas sagen, manchmal mich innerlich bestärken, aber er möchte, dass ich mein Leben selbst lebe.

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