Eine neue weiße Seite im Schulheft. Ein neuer Tag. Ein neues Jahr. Neuanfänge üben für uns eine geheimnisvolle Faszination aus.

Text Michi Cech

Ein neues Jahr ist immer etwas Besonderes, etwas Hoffnungsvolles. Wie wird dieses Jahr werden? Was werde alles tun und erleben? Es ist ein Moment, wo die Hoffnung den Sieg über den Pessimismus hat, dass es besser werden kann. Neuanfänge prägen unser Leben. Sie sind etwas, was die Natur vorgibt. Tag und Nacht. Schlafen. Neu erwachen. Ein Kreislauf, bestimmt durch das Kreisen der Planeten.

Schon irgendwie krass. Jedes Lebewesen ist von diesem Rhythmus betroffen und mit hineingenommen. Die Blumen blühen und verwelken. Jeder Baum zählt seine Jahre in Jahresringen. Verwundert es uns, dass auch wir jedes Jahr unseren Geburtstag feiern? Natürlich könnten wir sagen: Ist einfach so. Ist ja so, weil eben die Planeten um die Sonne kreisen. Aber warum ist das gerade so? Gott hätte das ja auch anders machen können.

Aus der Bibel…

Genesis 1,14

Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen als Zeichen für Festzeiten, für Tage und Jahre dienen.

Genesis 2,3

Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk erschaffen hatte.

Psalm 104,19

Du machst den Mond zum Maß für die Zeiten, die Sonne weiß, wann sie untergeht.

Jesus Sirach 33,7-8

Warum unterscheidet sich ein Tag vom anderen, kommt doch jedes Tageslicht im Jahr von der Sonne? Durch die Erkenntnis des Herrn wurden sie getrennt und er hat die Zeiten und Festtage verschieden gestaltet.

Gemacht für den Neubeginn

Vielleicht hat Gott das genau so eingerichtet, damit verstehen, dass unser Leben ein ständiges Lernen ist. Und lernen tun wir eben durch Wiederholung, dass wir Dinge immer wieder neu einüben. Die Erde dreht sich um die eigene Achse: Es wird Tag, es wird Nacht. Und sie umkreist die Sonne: Wieder ein neues Jahr. Unser Leben ist keine einfache Linie. Aber auch kein immer gleiches Hamsterrad. Sondern ein immer wieder Neubeginnen. Auf ein Ziel hin.

Neubeginn schließt ein, dass wir auch Fehler machen dürfen. Ja, manchmal ist es Nacht. Manchmal kann es dunkel sein in unserem Leben. Aber heißt es nicht so schön: Die Mitte der Nacht ist auch der Beginn des neuen Tages. Weihnachten feiern wir zu der Zeit im Jahr, wo die Nächte am längsten sind, aber gleichzeitig die Tage wieder beginnen länger zu werden. Die Geburt Jesu war in einer Nacht. Darum gehen wir übrigens zu Weihnachten spät abends in die „Christmette“.

Vom Dunkel ins Licht

Hast du gewusst, dass man früher die Heilige Messe immer in Richtung Osten gefeiert hat? Darum sind auch die meisten Kirchen nach Osten gerichtet aufgebaut. Jesus ist der Tag, der unser Dunkel hell macht. Das Wort „Ostern“ kommt von Osten, weil hier die Sonne aufgeht. Und darum heißt der Sonntag auch Sonn-Tag, der erste Tag der Woche, an dem Christus auferstanden ist. Der Neubeginn schlechthin.

„Es kommt nicht darauf an, wie oft du fällst, sondern ob du wieder aufstehst.“ Das hat Papst Benedikt einmal gesagt. Unser christlicher Glaube ist voll mit diesem Gedanken des Neubeginns. In der Taufe haben wir „ein neues Leben“ bekommen und bei jeder Beichte wird der „Reset-Knopf“ gedrückt, können wir wieder neu anfangen. Das bedeutet es ganz konkret, wenn wir sagen, dass Jesus uns durch sein Kreuz die Vergebung geschenkt hat. Dabei haben wir nicht nur drei Leben wie bei einem Computerspiel. Wir haben jeden Tag. Mehr noch, jede Sekunde.

Wer möchtest du sein?

Jedes neue Jahr erinnert uns aber auch daran, dass unser Leben auf ein Ziel zugeht. Unsere Tage sind eben gezählt. Wir haben nur noch eine bestimmte Anzahl an Atemzügen, an Herzschlägen, an Sekunden. Und ich kann mir überlegen: Wer will ich am 31. Dezember 2024 sein? Welche Art von Person will ich dann sein? Was soll am Ende des Jahres über mich wahr sein, was jetzt noch nicht da ist? Und was tu ich, um das zu erreichen? Let’s try. 365 Mal.

Influencer-Psychologe Dr. Jordan Peterson erklärt, warum es wichtig ist, neue Ziele zu setzen

Hat unser Leben eine Wirkung? Wir sehen uns oft so als eine kleine, unbedeutende Person unter Milliarden Menschen und denken: Was hab ich schon für einen Einfluss? Was kann ich schon bewegen? Aber wenn nichts, was wir tun, eine Bedeutung hat, dann wird unser ganzes Leben sinnlos. Und hoffnungslos. Ein Problem, mit dem vor allem die Gen Z struggelt. Der bekannte Influencer-Psychologe Dr. Jordan Peterson hat in einem Vortrag bei der ARC Konferenz an die Gen Z erklärt, wie du dem Leben eine Vision geben kannst. Wir haben seine Vorschläge in 7 Punkten zusammengefasst.

Your Life Matters

Dein Leben hat einen Effekt. Im Laufe deines Lebens hast du in einen Einfluss auf etwa 1000 Leute. Und jeder von diesen 1000 Leuten ist wieder in Kontakt mit 1000 weiteren Leuten. Und das sind 1 Million Menschen, die du mit deinem Leben ziemlich direkt beeinflusst.

Das bedeutet zwei Dinge: Die dummen und verbitterten Dinge, die du tust, haben einen viel größeren Einfluss darauf, wie die Welt sich entwickelt, als du denkst. Aber auch das Gute, das du tust, hat eine viel größere Wirkung.

Du hast etwas sehr Konkretes der Welt anzubieten. Und die Welt ist viel ärmer, wenn du das nicht tust.

Nimm dich ernst

Das ist kein naiver Traum. Vielmehr das Gegenteil. Es legt dir nämlich eine echte Last auf. Die dummen Dinge, die du tust, haben eine Bedeutung. In einer sehr schlechten Art und Weise. Du kannst dich selbst nicht ernst nehmen, solange du nicht deine Fähigkeit zur Dummheit und Verbitterung ernst nimmst. Wenn du erkennst, dass das Böse, das du tust, Kraft und Einfluss hat, dann kannst du beginnen zu verstehen, dass das Gegenteil auch möglich ist.

Steck dir ein Ziel

Man sagt, ohne eine Vision geht man zugrunde. Denn wenn du keine gut entwickelte Vision hast, dann kannst du keine Hoffnung haben. Hoffnung kennzeichnet die Bewegung zu einem wertvollen Ziel. Also, wenn du kein wertvolles Ziel vor Augen hast, hast du keine Hoffnung. Und das ist nicht gut. Das heißt, du brauchst ein edles Ziel, das dich mit Hoffnung füllt.

Innere Verbundenheit

Ein Ziel verbindet dich. Es verbindet dich innerlich. Was ist die Folge dieser inneren Einheit? Dass du keine Angst hast. Angst ist ein Signal für eine gebrochene Vision. Du hast Angst, wenn es zu viele unklare Dinge gibt, die du tun könntest. Oder zu viele Richtungen, die du gehen könntest. Das ist die Freiheit der Wüste. Oder die Freiheit, wenn du in den Ozean geworfen wirst. Zu viele unstrukturierte Möglichkeiten. Darum brauchst du eine Vision, die dir Randbedingungen gibt.

Das Leben hat einen Preis

Es gibt einen Preis, am Leben zu sein. Der Preis ist das Leiden, das dir im Leben passiert. Wenn du dann keinen Sinn für dein Leben hast, dann wirst du verbittert. Und das ist keine gute Option. Was ist die Alternative? Frag dich: Was ist dein Preis, um nicht verbittert zu werden? Überleg dir, was dein Ziel im Leben ist. Z.B. eine gute Beziehung. Aber wie schaut das aus? Sei ehrlich zu dir. So kannst du dir eine Vision überlegen. Wenn du die Person sein könntest, die du am meisten bewunderst, und zwar in einer realistischen Weise: Was würdest du tun und was würdest du aufhören zu tun?

Was willst du?

Es gibt einen Vorschlag im Evangelium, und das ist vielleicht eine sehr seltsame Zeile. Christus sagt zu seinen Jüngern: „Wenn du anklopfst, wird dir geöffnet. Wenn du bittest, wirst du empfangen. Und wenn du suchst, dann wirst du finden.“ Das ist der bestmögliche praktische Rat, den dir jemand geben kann. Was willst du? Die Welt ist voll von unendlichen schwierigen Möglichkeiten. Überlege dir, was du wirklich willst. Wer du sein willst.

Keine Angst zu beginnen

Vielleicht setzt du dir eine Vision und erkennst nach einiger Zeit, dass das nicht ganz die richtige Wahl war und dass du deine Vision modifizieren musst. Aber das ist ok. Du brauchst keine Angst haben, wenn dein Weg ein bisschen wie ein Vorwärtsstolpern ist. Wie sollst du auch wissen, wo du in vier Jahren sein sollst? Du kannst mit deiner Vision von dort starten, wo immer du auch gerade bist. Und entlang des Weges, wenn du zu deinem nächsten Ziel weiter nach oben gehst, wirst du dann klarer sehen, wo du deine Vision wieder neu ausrichten kannst.