Interview Michi Cech

Mit ihrem Song „Real Life“ katapultierten sie sich zwei Wochen auf Platz 1 der Itunes-Charts. Geschrieben haben sie das Lied für ihren Freund Philipp Mickenbecker von den Real Life Guys, der im Juni an seiner Krebserkrankung gestorben ist. Im Interview haben wir mit den O’Bros Alex und Maxi über Philipp, das „Real Life“ und den eigenen Glauben gesprochen.

Bei unserem letzten Interview habt ihr gesagt, ihr wollt ein Album rausbringen und auf Tour gehen. Mit der Tour ist ja wegen Corona nicht viel geworden.

Alex: Ja, das mit der Tour hat gar nicht geklappt. Eine Woche, bevor wir die Ticketphase gestartet haben, mussten wir alles absagen. Das waren 12 Shows. Durch Corona sind für uns aber sicher 70 Konzerte ins Wasser gefallen. War eine harte Zeit für uns. Wir haben aber auch viel gelernt. Wir können unsere Pläne machen, aber letztendlich ist Gott derjenige, der die Dinge lenkt.

Maxi: So haben wir gemerkt, dass es voll Gottes Plan war, dass wir dieses Album („Kein Hype“) machen. Er hat uns gezeigt, dass er trotz allem noch voll dabei ist. Wir sind eigentlich auch super dankbar für die letzte Zeit.

Alex: Das Album war für uns das größte Projekt, das wir jemals gemacht haben. Wir haben uns da in jedes Detail so reingearbeitet.

Ihr seid dabei eurer Linie treu geblieben und redet geradeheraus über euren Glauben. Warum seid ihr eigentlich persönlich so überzeugt, dass es Gott wirklich gibt?

Maxi: Da gibt es viele Ansätze, philosophisch und auch wissenschaftlich. Gerade viele Wissenschaftler sagen ja, es muss einen Schöpfer, es muss einen Gott geben. Persönlich würde ich sagen, dass wir Jesus erlebt haben, einfach in unserem Leben. In ganz verschiedenen Bereichen. Z.B. in unserer Kreativität, in unserem alltäglichen Leben, mit anderen Menschen, in unserem inneren Leben erleben wir Jesus, wir wurden von Süchten befreit. Es gibt vieles, wo Gott uns gezeigt hat, dass er real ist und dass er wirklich an uns Menschen interessiert ist.

Ihr habt den Song „Real Life“ für Philipp von den Real Life Guys geschrieben. Über YouTube haben viele seine Krebserkrankung und sein Sterben mitverfolgt. Das hat uns ja alle sehr berührt. Wie habt ihr die beiden eigentlich kennengelernt?

Alex: Der Kontakt ist erst letztes Jahr entstanden. Die beiden haben einmal unter einem Lied von uns kommentiert, wir haben ihnen dann auf Instagram geantwortet. Dann haben wir uns getroffen und es ist Stück für Stück eine Freundschaft entstanden, wo wir gemerkt haben, wir brennen einfach für dieselben Sachen. Sie haben so eine Sehnsucht, Jesus relevant an die Menschen zu bringen. Das Feuer, das Philipp da hatte, war einfach ansteckend.

Was hat euch persönlich an ihm beeindruckt?

Maxi: Dass er total der Menschen-Mensch war. Dass er jedem zugehört hat. Überhaupt die Leute von der ganzen Real-Life-Crew sind so menschennah. Sie haben so das innere Bedürfnis, ehrlich Menschen zu begegnen.

Alex: Mich hat sein Feuer für Veränderung begeistert. Dann seine Beziehung zu Jesus. Er hat mit Jesus geredet, als ob er da wäre. Also er wusste, dass Jesus direkt da ist. Jesus war unfassbar präsent in seinem Alltag. Dann hat mich begeistert, wie er mit dem Leid umgegangen ist. Ich habe ihn auch in seinen schwachen Momenten erlebt, und das war nicht leicht. Der Typ hatte wirklich Leid und Schmerz und hatte trotzdem in jeder Situation so einen Frieden und eine Freude, die ich mir nicht menschlich erklären kann. In dem Moment, in dem er gestorben ist, hatte ich die Ehre, dabei zu stehen, und ich konnte ihm während seines Sterbens in die Augen schauen und habe in seinen Augen keinerlei Angst gesehen. Bis zur letzten Sekunde wusste er genau, wo er hingeht. Da war so ein Frieden. Jeder, der im Raum war, würde sagen, und das klingt irgendwie komisch, dass es ein wunderschöner Tod war. Fast alle seine engen Freunde konnten dabei sein und davor noch mit ihm reden.

Wie ist es zu dem Song über Philipp gekommen?

Alex: Wir hatten schon vor einem Jahr überlegt, über Philipp einen Song zu schreiben. Zwei Tage vor seinem Tod waren wir im Studio und hatten das Gefühl, wir sollten jetzt damit anfangen. Am nächsten Tag bin ich mit dem Demo im Zug zu ihm gefahren, um es ihm zu zeigen. Und im Zug kam der Anruf, dass er jetzt ins Krankenhaus musste. Ich konnte ihm den Song, also die erste Strophe und den Refrain, noch an seinem Krankenbett vorspielen. Er war superschwach. Aber er hat gelächelt und gesagt: Ja, damit kann ich mich gut identifizieren. Die zweite Strophe ist dann am nächsten Tag entstanden, als er noch im Krankenhaus lag. Und die dritte Strophe haben wir zwei Tage nach seinem Tod geschrieben. Es ist total krass, wie das so passiert ist. Philipp hat wirklich immer für uns gebetet, dass ein Song von uns einmal in die Charts kommt. Und ausgerechnet mit diesem Song ist das dann passiert.

Was habt ihr euch persönlich von Philipp und seinem Tod mitgenommen?

Maxi: Eine Sache, die es bei uns bewegt hat, ist, dass wir gemerkt haben, wie sehr wir Gott wirklich vertrauen können.

Alex: Dieses Wissen, wie krass treu Gott ist, auch im Leid. Das hat mir so den Frieden gegeben, denn ich weiß – „egal, was auf mich zukommt, weder Hoch weder Tief“ – ich brauch keine Angst zu haben. Eigentlich bringt es der Song perfekt auf den Punkt: „Egal, was passiert, ich bin in seiner Hand. Ja, dieses Leben endet. Doch ER ist Ewigkeit.“ Und ER, Gott, ist das Real Life, auch jetzt schon.

Es war wirklich beeindruckend, wie Philipp das gelebt hat und wie er mit dem Leid umgegangen ist.

Maxi: Philipp hat immer wieder gesagt, dass er sich nicht die Warum-Frage stellt, sondern mehr die Wozu-Frage. In den Monaten vor seinem Tod hatte er das Gefühl, dass es so viel Frucht bringt, was um ihn herum und in ihm passiert, sodass er sich gar nicht mehr diese Frage stellen wollte, also: Warum wurde ich schon einmal geheilt und jetzt nicht noch einmal? Die Frage nach dem Wozu hat ihn so erfüllt. Er hat gesagt: Selbst wenn ich heimgehe zu Jesus, dann bin ich da, wo ich sein möchte.

Alex: Das ist ja die Hoffnung bei uns im Christentum. Das Wunder liegt nicht darin, ein perfektes, leidloses Leben zu führen. Das verspricht uns Gott auch nicht. Sondern dass wir trotz des Leides einen inneren Frieden haben, der das Natürliche übersteigt. Und das kann ich bezeugen. Im Moment des Todes war ein Frieden da, der nicht erklärlich ist. Wir tendieren dazu, uns von unseren Umständen, die negativ sind, beeinflussen zu lassen. Aber du musst dich nicht von deinen Umständen beeinflussen lassen. Du kannst tatsächlich, in „real life“ einen Frieden erleben. Den göttlichen Frieden in dir drin.

Das ist wirklich etwas, was Philipp uns hinterlassen hat. Und danke, dass ihr mit uns hier eure Gedanken so geteilt habt. Was wollt ihr noch unseren jungen Lesern mitgeben?

Alex: Wir alle hier, auch du als Leser, wir können diese Arbeit von Philipp weiterführen. Wir können lernen, dass wir mutig zu unserem Glauben stehen und dass Gott uns nicht enttäuschen wird.