Interview Johannes Lackner

Die O’Bros haben es mit ihrem christlichen Rap bis an die Spitze der deutschen Charts geschafft. Nachdem sie im Sommer bei unserem KEY2LIFE auf der Donauinsel gespielt haben, waren sie im Oktober noch mal im Zuge ihrer Tour wieder in Wien. Hier haben wir die beiden Brüder Alex und Maxi auch für ein Interview getroffen.

Johannes: Ihr habt vor kurzem euer viertes Album rausgebracht und seid jetzt auf Tour im ganzen deutschsprachigen Raum. Was ist für euch die wichtigste Message, die ihr mit diesem Album verbreiten wollt?

Alex: Wir haben das Album „Underrated“ genannt, weil wir der Überzeugung sind, dass Gott und der Glaube an ihn in der Gesellschaft unterschätzt wird. Und weil unterschätzt wird, was für eine Kraft und was für ein Mehrwert darin liegt, an Gott zu glauben. Wir wollten mit diesem Album ganz klar zeigen, der Glaube ist relevant und kann zum Beispiel auch in die Charts kommen. Wir sind mit dem Album tatsächlich in den deutschen Charts auf Platz zwei gekommen. Und ja, wir wollen da ein Statement nach außen setzen: Unterschätzt Gott nicht!

Johannes: Im neuen Album habt ihr einen Song, nämlich „Going my way“, den ihr gemeinsam mit dem US-Rapper und Grammy-Gewinner „Lecrae“ rausgebracht habt. Wie kam es dazu?

Maxi: Oh, lange Geschichte! Also, wir haben erstmal ewig versucht, ihn über sein Management zu erreichen, das hat ewig nicht funktioniert. Am Ende haben wir ihm einfach über Insta geschrieben, und es ist dann eigentlich nur deswegen zustande gekommen, weil wir gesehen haben, dass er gerade auf einem Festival in Rumänien spielt. Alex ist spontan in den Flieger gestiegen und hingeflogen. Erst als er am Flughafen angekommen ist, hat Lecrae dann geantwortet und zugestimmt. Also, das war schon sehr crazy!

Alex: Dann war ich da in Rumänien in der Hotellobby, hab stundenlang auf Lecrae gewartet. Irgendwann kam er raus, wir haben kurz geredet und das Feature fixiert, und er hat sogar gesagt, er würde nach Deutschland kommen für ein Musikvideo. So haben wir es dann auch tatsächlich gemacht, und das ist für uns natürlich eine unfassbare Ehre.

Johannes: Welchen Song aus eurem neuen Album feiert ihr eigentlich am meisten?

Maxi: Puh, schwierige Frage. Das hängt natürlich sehr von der Mood ab. Also, wenn ich mich so ganz lost fühle, dann feiere ich „Niemand“ am meisten. Das ist ein ganz ruhiger Song. Der ist aus Gottes Perspektive geschrieben, als Zuspruch an uns Menschen.

Alex: „Going my way“ hat natürlich die krasseste Geschichte wegen Lecrae, ansonsten feiere ich „Psalmen aus Plastik“, sehr, weil er aus unserem wirklich tiefen Schmerz, wenn wir wo sehen, dass Christen sich gegenseitig bekämpfen. Das macht überhaupt keinen Sinn, und deswegen haben wir diesen Song geschrieben.

Johannes: Eine tolle Aktion habt ihr gestartet, was die Einnahmen aus den verkauften Alben angeht. Könnt ihr erzählen, was damit passiert?

Maxi: Ja, ich war nach der Schule für ein halbes Jahr auf den Philippinen in den Slums und habe dort bei einer christlichen Organisation mitgeholfen. Diese Kinder brauchen vor allem Bildung, um aus dem Armutskreislauf ausbrechen zu können, und deswegen haben wir uns überlegt, dass wir alle Gewinne von der Album Box dorthin spenden, sodass jede Album Box dort einem Kind für ein Jahr lang eine komplette Schulausrüstung organisiert – von Schulranzen über Schulbücher bis Stifte.

Johannes: Wie reagieren eigentlich die Leute auf eure Musik, auch jene, die bisher mit dem Glauben vielleicht weniger Berührungspunkte hatten?

Alex: Unterschiedlich. Ich denke, es gibt natürlich viele Leute, die sagen, sie können mit dem Glauben nichts anfangen, und die das vielleicht auch überhaupt nicht nice finden, was wir machen. Aber ich denke, die große Mehrheit respektiert uns mittlerweile für das, was wir tun, weil sie merken, wir tun es mit Leidenschaft, wir tun es authentisch. Es ist etwas, was wir nicht einfach machen, um irgendwie in die Charts zu kommen, sondern wir machen christliche Musik gemeinsam, seit wir sechs Jahre alt sind. Das respektieren viele Menschen. Ich denke, es ist auch allgemein so, wenn du mit breiter Brust zu deinem Glauben stehst und weißt, wieso du glaubst, dass die meisten Leute das dann gar nicht so schwer nachvollziehen können. Wir Christen sollten uns darüber mehr Gedanken machen: „Was sind eigentlich die Gründe? Warum glauben wir an Gott?“ Und wir würden da jeden Christen ermutigen, sich die Frage zu stellen, was ihm der christliche Glaube eigentlich für einen Mehrwert gibt. Wenn dich jemand fragt und du nicht sofort drei, vier Sachen sagen kannst, kommt es natürlich rüber, als würdest du einfach einem alten christlichen Glauben anhängen, der gar nichts mit der Moderne zu tun hat. Doch wir sind der Überzeugung, der christliche Glaube hat sehr viel mit der Moderne zu tun, gerade in den unruhigen Zeiten, in denen wir heutzutage leben.

Johannes: Ihr habt es schon kurz angesprochen, ihr wart in den Charts, auch eure Tour ist teilweise ausverkauft. Was werden jetzt die nächsten Schritte sein? Habt ihr schon Pläne für die Zeit danach?

Maxi: Also erstmal Urlaub. Dieses Jahr war ein riesiger Marathon für uns. Wir und auch unser Team waren eigentlich über das ganze Jahr hindurch immer „over the limit“. Dementsprechend machen wir erstmal Urlaub nach der Tour, und dann ist tatsächlich schon ein Song geplant, den wir Ende des Jahres rausbringen wollen – mit Lorenzo di Martino. Nächstes Jahr wird es dann mit Sicherheit auch wieder neue Songs geben.

Alex: Ja also, wer uns kennt, weiß, wir greifen immer an.

„Wenn du mit breiter Brust zu deinem Glauben stehst und weißt, wieso du glaubst, dann können das die meisten Leute gar nicht so schwer nachvollziehen.“