Millionen Männer und Frauen tun es regelmäßig. Pornos schauen. Pornografie ist in unserer Gesellschaft ein stillgeschwiegenes Thema, obwohl Pornowebsites zu den weltweit meistbesuchten Seiten des Internets gehören. Gerade weil so viele darunter leiden, wünsche ich mir, dass dieses Problem kein Tabuthema ist.

Text: Jenny&Joe

Bevor ich beginne, möchte ich euch die Geschichte von Cassidee erzählen, die ihre Story auf YouTube geteilt hat. Cassidee, die in einer christlichen Familie aufwuchs, fing mit zwölf Jahren an, Pornos zu schauen. Nach der Scheidung ihrer Eltern suchte sie Trost in Pornografie. Sie fühlte sich so beschämt und schwor sich, niemandem je von ihrem Geheimnis zu erzählen. Mit den Jahren wurde ihr Pornokonsum immer intensiver. Als Cassidee dann die High School beendete, fiel sie in eine tiefe Depression und entwickelte richtigen Selbsthass. Sie wusste zwar, dass Gott sie liebte und ihr alles vergeben wollte. Doch sie fühlte sich wertlos und unwürdig, weil sie Jesus immer wieder um Vergebung bat und versprach, mit Pornos und Selbstbefriedigung aufzuhören. Doch sie schaffte es einfach nicht. Nach zehn Jahren in der Pornosucht brachte sie den Mut auf, zu einem Suchtheilungstreffen für Frauen zu gehen. Sie lernte gleichaltrige Mädchen kennen, die auch mit Pornografie kämpften. Nach all diesen Jahren begann endlich ein Heilungsprozess für Cassidee und mit der Unterstützung einer Hilfegruppe konnte sie Schritt für Schritt in die Freiheit gehen.

Der Kern des Problems

Cassidees Geschichte ist nur eine der vielen Geschichten von jungen Frauen und Männern, die massiv unter dem Konsum von Pornos leiden. Zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte, wurde die Menschheit so derartig mit Pornografie überflutet wie heute. Übrigens ist es nicht nur ein Männerproblem, wie man oft meint. Neue Studien zeigen, dass 65% der Frauen unter 30 regelmäßig Pornos schauen. Aber was ist eigentlich das Problem an Pornografie? Das Problem ist, dass sie eigentlich eine „Fake-Sexualität“ ist. Sex ist ja gedacht für den Ausdruck der Liebe zu einer anderen Person. Bei Pornografie wird diese Person aber nur zum Objekt reduziert.

Es geht nicht um liebvolle Hingabe, sondern um das reine Befriedigen der eigenen Lust, indem ich jemand anderen „benutze“. Das ist aber das Gegenteil von Liebe. Und so ist die Folge, dass man immer „liebesunfähiger“ wird und sich in sich selbst verschließt. Die eigene Sexualität, etwas, was eigentlich für die Liebe gedacht ist, wird sozusagen missbraucht für sich selbst. Das ist letztlich keine erfüllte Form von Sexualität, die uns Menschen wirklich glücklich macht.

Erst in den letzten Jahren hat man angefangen, die Auswirkungen von Pornografie wissenschaftlich zu erforschen. Neurologische, soziologische und psychologische Studien stimmen weitgehend überein: Pornografie führt zu Abhängigkeit und hat absolut schädliche Auswirkungen auf Konsumenten, deren Beziehungen und die Gesellschaft als Ganzes. Ich habe mir einige von diesen Auswirkungen genauer angesehen.

#Dein Gehirn verändert sich

Was die Wissenschaft sagt, ist dabei richtig krass. Wenn du regelmäßig Pornografie konsumierst, wird sich das erheblich auf dein Gehirn auswirken. Denn während du Pornos schaust, wird das Belohnungssystem in deinem Gehirn getriggert und das Glückshormon Dopamin in Massen ausgeschüttet. Dein Gehirn will, dass dieser Effekt immer wiederkommt und so muss sich die Häufigkeit und Härte des pornografischen Materials steigern, damit der gleiche „Rauscheffekt“ wieder eintritt. Als Folge davon schrumpft das Belohnungssystem im Gehirn auf eine ähnliche Art wie bei einem Kokainsüchtigen. Das Suchtpotenzial ist also extrem hoch.

#Die Bilder bleiben hängen

Pornografiekonsum und Selbstbefriedigung gehen meistens Hand in Hand. Bei einem Orgasmus wird das Bindungshormon Oxytocin in unserem Gehirn ausgeschüttet. Das ist natürlich eine wunderschöne Sache, wenn es zwischen Mann und Frau passiert, da es die Bindung der Beziehung stärkt. Doch wenn die Ausschüttung von Oxytocin aufgrund von Pornografie passiert, verstärkt sich die Bindung zu den vielen pornografischen Bildern, die in unserem Gedächtnis hängen bleiben. So wird der Ausstieg aus der Sucht noch schwieriger.

#Scham, Schuldgefühle und Depression

Auch wenn man weiß, dass viele andere auch Pornos schauen, verspürt man oft Scham und Schuldgefühle. Scham und Schuld treten ja immer dann auf, wenn wir etwas tun, was wir selbst eigentlich gar nicht wollen oder wir selbst nicht gut finden. Auch wenn viele Menschen Pornografie als „normal“ bezeichnen wollen, irgendwo bleibt in uns eine Stimme, die sagt, dass es nicht richtig ist. Die Folge ist Traurigkeit bis hin zur Depression. Und die Betroffenen flüchten sich dann aus Frust wieder in Pornos, um mit einem schnellen Kick der Traurigkeit zu entgehen.

#Toxische Industrie

Ein weiteres Problem ist die Pornoindustrie selbst. Viele junge Mädchen werden ausgenützt und manipuliert, um Pornos zu drehen. Die psychischen und körperlichen Schäden, die sie davontragen, sind enorm. Oft sind die Mädchen drogensüchtig oder haben Geschlechtskrankheiten. Durch das Konsumieren von Pornos schadet man also nicht nur sich selbst, sondern man fördert dadurch auch eine Branche, die Frauen so wie Männer wirklich menschenunwürdig behandelt.

Frei werden

Wenn du von Pornografiekonsum betroffen bist und frei werden willst, dann gibt es guten Grund zu Hoffnung. Viele, so wie Cassidee, haben es geschafft und leben nach jahrelangem Konsum frei von Pornosucht. Matt Fradd, ein katholischer Sprecher, der lange Zeit selbst unter Pornosucht litt, hat ein Programm entwickelt, genannt „Strive21“, das Menschen dabei hilft loszukommen. Hier sind seine drei praktischen Tipps:

1. Öffne dich jemanden

Ein großes Problem an der Pornografiesucht ist, dass die Betroffenen ihr Problem aus Scham geheim halten wollen. Doch wenn du dich jemandem öffnest, trägst du das Problem nicht mehr alleine. Du wirst merken, dass man dich nicht verurteilt, sondern dich auf deinem Weg heraus unterstützen will. Suche dir jemanden, der dich bei deinem Ausstieg begleitet und sprich mit einem Priester in der Beichte darüber.

2. Trigger und Nacktheit vermeiden

Vielleicht gibt es Dinge, die dich triggern und immer wieder die Lust nach Pornografie in dir auslösen. Das können Filme, Serien, Videos oder Bilder sein. Versuche diese Inhalte zu vermeiden, um dich nicht in heikle Situationen zu bringen, in denen du schneller zu Pornografie verleitet wirst.

3. Nimm an einem Exit-Programm Teil

Es gibt bereits viele christliche Communitys und Programme, die Leute dabei unterstützen, frei von Pornokonsum zu werden. Die Teilnehmer solcher Programme berichten, dass das Programm ihr Leben verändert hat und ihnen eine essentielle Hilfe im Kampf gegen Pornografie war.

Hier findest du Exit-Programme:

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