Den Zehn Geboten entkommt man nicht. Sie werden in Literatur und Film erwähnt, bilden den Grundstein unserer Verfassung und sind nicht zuletzt die großen Handlungsanweisungen, denen wir als Christen folgen wollen und sollen. Warum sind diese Zehn Gebote so wichtig und was steckt genau dahinter?
Doppelt hält besser
Die 10 Gebote lassen sich gleich zweimal in der Bibel finden. Einmal als direkte Gottesrede in dem Buch Exodus (20, 2-17) und ein zweites Mal, als eine durch Mose gesprochene Gottesrede, im Buch Deuteronomium (5, 6-21). Wie wir später sehen werden, unterscheiden sich die zwei Versionen nur minimal. Auch die Nummerierung und damit die Einteilung der Gebote weicht je nach Denomination ab, das heißt dass die Reformierten eine andere Nummerierung als die Katholiken haben.
Werden und sollen
Im Griechischen werden die zehn Gebote als Dekalog bezeichnet. Das kommt von deka und logos und heißt wörtlich „Zehn Worte“. Das beschreibt die Intention der Rede sehr gut, da es keine Ver- oder Gebote im eigentlichen Sinn sind, sondern eine Handlungsanweisung. Die hebräische Formulierung kann man sowohl als „du sollst nicht“ als auch als „du wirst nicht“ übersetzen. Das bedeutet: Weil wir Gott lieben und ihm dienen wollen, werden wir nicht stehlen, andere Götter verehren usw. Gleichzeitig sind wir daran erinnert, dass wir es auch nicht tun sollen. Die zehn Gebote sind sozusagen eine Erinnerung und ein Herzenscheck ob unser Herz noch immer den Geboten Gottes folgen will. Und natürlich fallen wir immer wieder auf die Nase, übertreten die Gebote – aber kommen wieder zu Gott zurück und bitten Ihn um Vergebung.
Beziehung und Bund
Der Anfang einer Rede ist immer besonders wichtig, auch die Zehn Gebote machen keine Ausnahme. Gott spricht: »Ich bin JHWH, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, dem Sklavenhaus, herausgeführt hat.«
Ist es nicht erstaunlich, dass sich Gott zuerst offenbart, das Volk an seine Rettung erinnert und ein Bündnis eingeht („ich bin dein Gott“), bevor er die Gebote gibt?
Gott etabliert eine Beziehung bevor er die Gebote aufstellt. Er sagt: Das bin ich, das ist meine Identität, und hier ist jetzt mein Wunsch, einen Bund mit dir zu haben. Dann erst gibt er die Handlungsanweisungen, die Gebote.
Was ist das größte Gebot?
Besonders wenn man weiß, dass es noch weitere Gebote im Alten Testament gibt, wie das „Höre Israel“ und unzählige weitere Ess- und Reinheitsgebote, kann man schnell überfordert sein. Genauso ging es einem Gesetzeslehrer, der Jesus im Neuen Testament fragte, was das größte Gebot sei. Auf seine Frage bekommt er von Jesus Christus folgende Antwort: „Das erste Gebot ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Markus 12, 28-34)
Heißt das, dass die Zehn Gebote aufgehoben sind? Nein auf keinen Fall, die Zehn Gebote sind weiterhin Handlungsanweisungen und Richtlinien. Allerdings dürfen wir unter all den Geboten das wichtigste Gebot der Gottes- und Nächstenliebe nicht vergessen.
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