Denn am Ende bleibt uns nur die Wahrheit. Doch was ist diese Wahrheit und warum muss Wonder Woman für sie kämpfen?

Text: Ines Breiner

Wir stecken gerade in sehr herausfordernden Zeiten. Deswegen können wir ab und zu sicher Aufmunterung und Unterhaltung gebrauchen. Genau das bietet „Wonder Woman 1984“. Der zweite Solo-Film der DC-Heldin läuft jetzt endlich auch bei uns, zu sehen über den Streaming Service Sky. Doch hinter der schillernden, bunten, poppigen, Gute-Laune-80er-Jahre-Fassade des Films steckt noch viel mehr: eine Wonder Woman aka Diana Prince (Gal Gadot) nämlich, die ihren Glauben an die Menschheit, an das Gute in den Menschen nicht verliert. Die an der Wahrheit festhält und sie mit allem, was sie hat, verteidigt. Auch, wenn sie dafür große persönliche Opfer bringen muss. Und sie bringt die Menschheit dazu, dasselbe zu tun: Weg, von den eigenen, selbstsüchtigen Wünschen auf das allgemeine Wohl zu schauen, auf das, was wirklich, was wahr ist. Alles Dinge, die gerade auch für uns sehr aktuell sind.

Wonder Woman 1984

Spielte der erste Teil noch am Ende des Ersten Weltkriegs, also 1918, hüpft Regisseurin Patty Jenkins mit der Geschichte nun in die knalligen 80er Jahre. Dabei muss Diana mal wieder die Welt retten – es ist ein Superheldenfilm, wie sollte es da auch anders sein. Es ist ein Jahrzehnt des Exzesses, Besitz steht über allem, Konsum wird großgeschrieben. Kunst, neue Technologien, Reichtum und Glamour sind ganz groß in Mode. Und eine „Have it all“-Mentalität, also eine „Alles haben“-Haltung, die Maxwell Lord (Pedro Pascal) mit seinem Öl-Unternehmen Black Gold International noch befeuern will. Doch all der Schein ist nur Fassade – ihm springen die Investoren ab, es gibt kein Öl und sein TV-Schein verliert allmählich seinen Glanz. Er hat allerdings einen bösen Plan in der Hinterhand.

Währenddessen führt Diana gerade ein ruhiges Leben als Anthropologin und Archäologin im Smithsonian, einem der bekanntesten Museun der USA. Als Wonder Woman tritt sie in ihrer Freizeit, unerkannt, auf. Durch einen, von ihr verhinderten, Raubüberfall wandern die vom FBI sichergestellten Artefakte zu ihrer Kollegin Barbara Minerva (Kristen Wiig). Sie soll sie untersuchen und bestimmen. Darunter befindet sich auch ein Wunsch-Stein. Wie sich später herausstellt, wurde der vom „Gott der Lügen“ erschaffen, mit katastrophalen Folgen für alle Zivilisationen, in denen er auftaucht. Genau diesen Stein will Lord für sich haben, um sich seinen größten Wunsch nach Macht, Reichtum und Anerkennung zu erfüllen. Und auch Barbara und Diana äußern ihre eigenen geheimen Wünsche – mit ungeahnten Folgen!

Wahrheit

Von jetzt an beginnt das große Wünsche-Wettrennen: Max Lord will so viele Menschen wie möglich dazu bringen, ihm gegenüber ihre Wünsche zu äußern. „Alles, was du willst, alles, was du dir erträumst – du kannst es haben!“ Das ist sein Motto. Doch Diana muss zu ihrem Erschrecken sehr bald feststellen, dass Lords Plan aufgeht. Und sie selbst muss neu erkennen: „Nichts Gutes wird aus Lügen geboren. Und wahre Größe nicht das ist, was du denkst.“ Denn dieser Stein hat einen gewaltigen Haken: Nichts ist kostenlos und genau so ist es auch mit den Wünschen. Jeder Wunsch hat seinen Preis und kostet jeden Menschen, der ihn äußert, etwas anderes: Gesundheit, Freundlichkeit, Stärke oder Sicherheit. So wird Barbara zum Beispiel plötzlich zu Wonder Womans stärksten Gegnerin, die Max Lord auch noch beschützt. Obwohl sie durch ihren erfüllten Wunsch so glücklich ist, wie schon lange nicht mehr – sie bekommt ihre große Liebe Steve Trevor (Chris Pine) wieder – muss sich Diana am Ende einmal mehr ihrer wahren Stärke bewusst werden. Nämlich nicht ihrer körperlichen Überlegenheit und Unverwundbarkeit, ganz im Gegenteil. Ihre größte Stärke ist am Ende ihr Glaube an das Gute in den Menschen und an die Wahrheit. In einer bewegenden Ansprache versucht sie die Menschen zum Umdenken zu bewegen, als das Chaos auf der ganzen Welt immer größer wird: „Alles hat einen Preis. Einen, den ich nicht bezahlen möchte, nicht mehr. Diese Welt war ein wunderschöner Ort, genau so wie sie war, und du kannst nicht alles haben. Du kannst nur die Wahrheit haben und die Wahrheit ist genug. Die Wahrheit ist wunderschön. Also sieh dir die Welt an und sieh dir an, was dein Wunsch sie kostet. Du musst ein Held sein, nur du kannst den Tag retten. Widerrufe deinen Wunsch, wenn du die Welt retten möchtest.“

Was wir lernen können

Wieso ist diese Wahrheit so wichtig, fragst du dich vielleicht jetzt. Das ist eine gute Frage. Sind wir uns doch ehrlich, jeder von uns wünscht sich etwas, tief im Inneren. Oft haben wir Vorbilder in unserem Leben, denen wir nacheifern möchten. „Ich möchte wie sie sein!“ Kommt dir das bekannt vor? Auch wenn es nur ganz kleine, vermeintlich einfache Wünsche sind. Sie könnten einen großen Einfluss auf dein Leben nehmen, wenn sie wirklich auf einmal eintreten würden. Und die Erfüllung führt nicht immer unbedingt zum Guten. Denn damit verleugnest du, dass du DU bist. Die anderen, denen du nacheiferst, gibt es schließlich schon. Du wünschst dir, nicht mehr du selbst, lieber besser als du selbst oder wie jemand anderes zu sein, wünschst dir mehr Reichtum, mehr Stärke oder Einfluss. Es ist grundsätzlich auch normal, dass wir uns Dinge wünschen, auch nicht grundlegend schlecht. Aber es kommt darauf an, aus welcher Haltung heraus wir das machen. Geht es uns nur um unseren persönlichen Gewinn, dass wir uns nur für uns bereichern? Ist der Wunsch so mächtig, dass alles andere im Leben unwichtig wird?

Belüg dich nicht!

„Nichts Gutes wird aus Lügen geboren – und wahre Größe ist nicht das, was du denkst“, das gibt uns Wonder Woman in diesem Film mit auf den Weg. Wenn du versuchst, dein wahres Ich zu verstecken, das auch manchmal schwach ist und nicht immer Instagram-tauglich, dann belügst du nicht nur andere, sondern vor allem dich selbst. Niemand braucht das tun – du bist wunderbar so, wie du bist. Und, was noch wichtiger ist, du bist einzigartig. Mit dem zu arbeiten, was in uns steckt, ist am Ende vielleicht alles, was wir tun können. Dabei ist man manchmal richtig überrascht, wenn man herausfindet, was man selbst alles kann, wozu man fähig ist, wie viel eigentlich in einem steckt und was man bereits alles im Leben hat.

Als Diana noch klein war, erklärte ihr ihre Tante Antiope: „Deine Zeit wird kommen, Diana. Alles wird anders sein. Kein wahrer Held wird aus Lügen gemacht.“ Und sie erzählt der kleinen Diana über eine große Heldin der Amazonen: „Sie wurde nicht in aller Eile zu einer Legende. Sie wurde es durch wahre Akte der Tapferkeit, wie Geduld, Fleiß und dem Mut, mit der Wahrheit konfrontiert zu werden.“ Wonder Woman musste auch ihre Lektion lernen und geduldig ihre eigenen Fähigkeiten entdecken, bis sie zu der wurde, die sie ist – zu mehr, als sie sich jemals

Gal Gadot – Wonder Woman im „real life“

Gal Gadot

Als „Wonder Woman“ zeigt Gal Gadot Stärke und tritt für echte Werte wie Wahrheit und Nächstenliebe ein. Im echten Leben möchte die Schauspielerin mit ihrer eigenen Produktionsfirma Geschichten über echte Superhelden zeigen. Geplant ist aktuell ein Film über eine polnische Katholikin, die im 2. Weltkrieg tausende jüdische Kinder gerettet hat.

Für die israelische Schauspielerin – sie ist praktizierende Jüdin – sei es sehr leicht gewesen, sich selbst mit den Werten, für die Wonder Woman steht, zu identifizieren. Das sind unter anderem Werte wie Wahrheit, Mitgefühl und Liebe. Das habe sie von ihrem Großvater gelernt, der sich als Holocaust-Überlebender trotz allem immer wieder neu für die Liebe entschieden habe, positiv war und ihr sagte: „Egal, was in deinem Leben passiert, finde immer dein Licht.“ Genau so geht Gal auch heute durchs Leben: positiv und mit einem Lächeln auf den Lippen. Ihre gute Laune ist ansteckend, und hat am „Wonder Woman 1984“-Set zu sehr viel Gelächter und Hoppalas geführt. (Auf YouTube findest du Blooper-Videos!) Durch ihre Rolle als Wonder Woman will Gal auch selbst noch mehr zum Vorbild werden, für ihre beiden Töchter (Baby Nr. 3 ist unterwegs) und für alle jungen Mädchen und Burschen selbstverständlich ebenso. „Wonder Woman spricht alle Geschlechter an, ich weiß nicht, ob das von anderen Superhelden gesagt werden kann, das macht mich stolz. Sie hat die Kombination aus Weiblichkeit und Super-Kräften. Was gibt es Besseres?“

Kein Wunder also, das Gal mittlerweile zu den ganz Großen in Hollywood gehört. Doch auf ihren Lorbeeren ruht sie sich nicht aus. Erst vor kurzem hat sie mit ihrem Ehemann Yaron Versano – die beiden sind seit über 12 Jahren verheiratet – eine eigene kleine Produktionsfirma gegründet: Pilot Wave. „Als Produzenten wollen wir dazu beitragen, Geschichten, die uns inspiriert haben, zum Leben zu erwecken. Pilot Wave wird Inhalte schaffen, die die Perspektiven und Erfahrungen einzigartiger Menschen fördern und wirkungsvolle Geschichten produzieren, die die Fantasie anregen sollen.“ Das sagen Gadot und ihr Mann.

Einer dieser Menschen war Irena Sendler. Die polnische Katholikin hat im Zweiten Weltkrieg um die 2500 jüdische Kinder aus dem Warschauer Ghetto gerettet, blieb bei ihrer Gefangennahme und Folter durch die Nazis standhaft und verriet nicht, wohin diese Kinder gebracht wurden. Wie durch ein Wunder konnte sie am Tag ihrer Hinrichtung entkommen. Diesen Thriller über die „real life Wonder Woman“ wird Pilot Wave produzieren und Gal auch bald auf der Leinwand darstellen.

Gal Gadot

„Nichts Gutes wird aus Lügen geboren!“

Gal Gadot – „Für mich war es leicht, mich damit zu identifizieren, wofür ‘Wonder Woman’ steht.“

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